Der Midnight Commander bzw. MC ist ein komfortabler Dateimanager für die Kommandozeile und ein Klon des von DOS bekannten Norton Commanders. Er bietet sehr umfangreiche Funktionen, u.a. Menüs in verschiedenen Sprachen, Netzwerk-Unterstützung und Maus-Navigation. MC ist ein überaus flotter Dateimanager und meines Erachtens ein "Muss" um die Arbeit auf der Shell zu vereinfachen bzw. zu beschleunigen.
Installation
Ubuntu & Debian
sudo apt-get update
sudo apt-get install mc
Centos
sudo yum install mc
MC ist bei vielen Installation bereits vorinstalliert - probiert also zunächst durch eingabe von mc auf der Shell aus, ob dies bei euch der Fall ist.
Konfiguration
Programmmenü
Das Programmmenü ruft man durch F9 oder Alt + 9 auf. Im Punkt "Optionen" gibt es die Unterpunkte "Konfiguration..." und "Layout...", über die sich bereits einiges einstellen lässt. Anschließend speichert man die Einstellungen über "Optionen -> Einstellungen speichern" ab. Für Anfänger ist es sinnvoll, die Menüzeile und Tastenzeile, welche Gedankenstützen zu den Funktionstasten anbietet, einzublenden, bis man diese auswendig kennt. Als geübter Benutzer wird man diese eher ausschalten, um mehr Informationen sehen zu können.
ini-Datei
Es gibt für jeden Benutzer eine ~/.config/mc/ini-Datei, in der sich weitere Eigenschaften einstellen lassen, etwa:
[Midnight-Commander]
...
editor_visible_tabs=0 # zeigt Pfeile statt Tabulatoren an
editor_visible_spaces=1 #
...
auto_save_setup=1 # um im Konfigurationsmenü vorgenommene Änderungen dauerhaft zu übernehmen
...
confirm_delete=1 # einen Bestätigungsdialog nach der Löschen-Funktion aufrufen
confirm_overwrite=1 # einen Bestätigungsdialog nach der Überschreiben-Funktion aufrufen
...
navigate_with_arrows=1 # um mit den Pfeiltasten navigieren zu können
...
Alles anzeigen
Funktionstasten
F1 Hilfe
F2 Konfigurierbares Spezialmenü
F3 Anzeigeprogramm für Textdateien, HTML, Archive, Sourcecode, ...
F4 Editor inkl. Hexeditormodus
F5 kopieren
F6 verschieben/umbenennen
F7 Verzeichnis erstellen
F8 löschen
F9 Menüzeile aktivieren
F10 beenden
Menü, populärste Befehle
-
"Left" / "Right" ("Links" / "Rechts")
- Einstellung, wie detailliert die Dateiliste angezeigt werden soll
- Schnellansicht der Datei des gegenüberliegenden Fensters
- Ausführliche Information zur Datei des gegenüberliegenden Fensters
- Baumansicht des Verzeichnisses
-
"File" ("Datei")
- Dateien kopieren/umbenennen/löschen/ansehen/bearbeiten
- (symbolische) Links anlegen/ändern/löschen
- chown/chmod
- Gruppenauswahl nach Namensmustern
- Auswahl umkehren (etwa: alle *.html-Dateien auswählen, dann umkehren, um alle Nicht-HTML-Dateien auszuwählen).
-
"Command" ("Befehl")
- Verzeichnisse vergleichen
- Panel ein/ausschalten
- Dateisuche
-
"Options" ("Optionen")
- Hotkeys (Tastenkürzel)
- Konfiguration
- Layout (Ansicht)
- Bestätigungen festlegen (Nachfragen bei Löschen usw.)
Shortcuts
Befehl | Beschreibung |
Strg + S | erlaubt das schnelle Springen zu bestimmtem Verzeichnis oder Datei |
Alt + . | zeigt versteckte Dateien / Verzeichnisse an |
Alt + Y | springt zum vorherigem Verzeichnis |
Alt + I | spiegelt den Verzeichnisbaum |
Alt + O | zeigt den Inhalt des vorherigen Verzeichnisses an |
Tipps & Tricks
Kommandozeile
Am unteren Bildschirmrand ist in der Voreinstellung eine Kommandozeile eingeblendet - zusätzliche Ausgabezeilen kann man sich dazukonfigurieren (Layout). Alternativ kann man sich längere Ausgaben, die außerhalb des sichtbaren Bereichs sind, mit Strg + O erschließen, in dem man den MC ausblendet (während er aber weiterläuft). Erneutes Drücken von Strg + O macht ihn wieder sichtbar.
Mit Esc + Enter kann man die Datei unter dem aktiven Cursor in die Kommandozeile kopieren, ohne den Befehl bereits abzuschicken. Man kann etwa
jar -tf
tippen, dann Esc + Enter während der Cursor auf scala-library.jar steht, wodurch der Dateiname übernommen wird, und dann weitermachen
jar -tf scala-library.jar | grep Set
Insbesondere bei langen, fingerbrechenden Namen eine praktische Sache.
Netzwerk-Verbindung
Im LAN befindliche Dateisysteme können über den Menüpunkt "Links/Rechts -> Shell link" aufgerufen werden. In der sich öffnenden Eingabemaske wird z.B. der ssh-Host in der Form
user@host
eingetragen.
FTP- und SSH-Zugangsdaten
In der Datei:
.config/mc/hotlist
kann man die Zugangsdaten für die FTP und für SSH eintragen. Welche immer vorhanden sind. Die Einträge in der Datei sehen wie folgt aus:
ENTRY "ftp.example.de" URL "/ftp://benutzername:[email protected]"
ENTRY "ssh.example.com" URL "/sh://benutzername:[email protected]/var/www/"
Jede weitere Zeile erweitert den Eintrag um einen weiteren Zugang.
Um den Zugriff auf die Hotlist aus dem Midnight Commander zu erlangen, drückt man:
Strg + Alt Gr + \